Samstag, 30. Oktober 2010

Die Erklärung der Politikverdrossenheit!

Eine schwer gewerkschaftlich belastete Woche ist wieder mal gelaufen. Montag bis Dienstag war ich in Hannover zur IG-BCE Beirat-Sitzung. Neben den allgemein üblichen Themen, wie Mitgliederentwicklung, Betriebsratswahlen, Tarifpolitik, etc, ging es in der Podiumsdiskussion explizite um das derzeitige wirtschaftspolitische Thema Nummer Eins: Der Leiharbeit. Ich habe zum Thema Leiharbeit in letzter Zeit genug geschrieben, deshalb möchte ich die ganze Thematik nicht erneut aufgreifen. Wichtig ist aber folgender Entschluss, welchen wir gemeinsam auf der Sitzung beschlossen haben: Die IG BCE fordert: 1. Gleiches Entgelt für gleiche Arbeit 2. Begrenzung der Beschäftigungsdauer in einem Entleihbetrieb – Keine Dauerbeschäftigung 3. Synchronisationsverbot – Entkopplung von Beschäftigungsverhältnis und Verleihvertrag 4. Mehr Mitbestimmungsrechte für die Betriebsräte 5. Erweiterung der Sanktionsmöglichkeiten Die IG BCE streitet für gute und sichere Arbeit zu fairer Entlohnung. Wir werden unsere Positionen im laufenden Gesetzgebungsverfahren nachdrücklich einbringen und in den Branchen und Betrieben auf eine Kurskorrektur drängen. Der Arbeitsmarkt muss wieder in Ordnung gebracht, der Missbrauch der Leiharbeit beendet werden. Ist doch mal eine schöne Forderung, nun ist die Politik gefordert die Weichen dazu zu stellen. SPD-Vize Vorsitzender Olaf Scholz hatte mir auf der Beirats-Podiumsdiskussion ganz besonders gefallen, als er Elisabeth Neifer-Porsch (Ministerialdirektorin im Bundesministerium für Arbeit vorwarf, dass man in der Politik ständig sagt: „Man müsste mal was machen, aber dann doch nichts umsetzt. Und dann wundert man sich, woher Politikverdrossenheit herkommt!“ Der Mann hat einfach sowas von recht, oder? Die Krise ist überwunden, nun ist es an der Zeit auch diejenigen zu Beteiligen, welche zur Überwindung am wesentlichsten mit beigetragen, nämlich die Arbeitnehmer. Aber es gibt ja auch diese Woche positive Meldungen dazu. Nachdem die Tage schon Bosch zugesichert hat, Aufgrund der guten Auftragslage seine Tariferhöhung für die Mitarbeiter um 2 Monate vorzuziehen, kurz danach der Kugellagerhersteller SKF, zieht jetzt mit Audi (die machen irgendwas mit Ringen!) auch der erste Autobauer die für 2011 vereinbarte Lohnerhöhung vor. Die rund 45.000 Tarifbeschäftigten an den beiden deutschen Audi-Standorten Ingolstadt und Neckarsulm erhalten bereits zum 1. Februar nächsten Jahres 2,7 Prozent mehr Geld. Nach dem aktuellen Tarifvertrag wäre die Lohnerhöhung erst zum 1. April fällig gewesen. Sind doch mal schöne Nachrichten für die Beschäftigten! Von Mittwoch bis Freitag durfte ich dann wieder mal ein paar Betriebsräten, das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) näher bringen. Diesmal ging es 3 Tage lang um das Thema Kündigung. Ordentliche oder Unordentliche, Fristgerecht oder nicht, Betriebs, Personen- oder Verhaltensbedingt, und, und, und. Ach ja, heute habe ich im Supermarkt die Schlagzeile eines reich bebilderten täglich erscheinenden Tagesblatt gelesen: „Toter Barschel spricht bei RTL – Er sagt ich bin ermordet worden!“ Die Welt wird einfach immer bekloppter – und wir sitzen mit im Karussell welches sich immer schneller dreht!!!

Sonntag, 24. Oktober 2010

Wirtschaftswunder die zweite?

„Zehn bis 15 gute Jahre könnten wir bekommen“, lautete die Ansage von unserem Lieblings-Wirtschafts-Professor Hans Werner Sinn, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) in München. Ihm zufolge geht es den Deutschen wieder prächtig: Denn der Konjunkturmotor springt an, die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosenzahlen schmelzen. Die Bundesrepublik erlebt einen ungeahnten Jobboom, man beginnt sogar schon wieder vergleiche mit dem sogenannten Wirtschaftswunder in der Anfangszeit der Bundesrepublik zu ziehen. Auch die Unternehmen legen immer mehr die Finanzkrise ad acta und besetzen wieder offene Stellen, aber der Schein trügt. Denn viele Vorstände misstrauen den zarten Knospen des Konjunkturpflänzchens. Statt Arbeitnehmer fest einzustellen, setzen sie vermehrt auf Zeitarbeit. Niedrigere Löhne und flexiblere Vertragsklauseln machen Leiharbeit auch weiterhin für Unternehmen attraktiv. Sollte das deutsche Jobwunder nun doch ein jähes Ende finden, so können sich die Arbeitgeber dann viel schneller vom Leiharbeiter trennen als von ihren Festangestellten, welche ja gerade durch die Krise zum Teil massiv heruntergefahren wurden. Nun wächst die Nachfrage nach Leiharbeitern wieder steil an. Nach Schätzungen des DGB gibt es derzeit 825 000 Leiharbeiter in Deutschland – so viele wie nie zuvor. Schon 2011 wird wahrscheinlich erstmals die Millionenmarke übersprungen. „Leiharbeit war der Jobmotor des Aufschwungs“, bestätigt auch der DGB. Nach einer Studie des Marktforschungsinstituts Lünendonk rechnen die führenden deutschen Zeitarbeitsunternehmen dieses Jahr im Schnitt mit Umsatzzuwächsen von 15,5 Prozent. Ihr seht Leiharbeit ist definitiv nicht mehr aus unserem Berufsalltag wegzudenken. Nun ist es Aufgabe von uns Gewerkschaftern und Arbeitnehmervertretern, genug Druck auf Politik und Arbeitgeberverbände auszuüben, um auch vernünftige Rahmenverträge zum Thema Leiharbeit zu erlassen. Mindestlöhne? Flächentarife? Prozentualen Leiharbeiteraufschlag? Quotenregelung? Wie wär es denn mit einer Leiharbeiterquote auch in der Führungsriege? Beispiel: Auf 5 Manager kommt ein Zeitarbeitsmanager, glaube fest daran dass der seinen Beruf ernster nimmt als so mancher Fest-Manager, wetten dass??? Nun aber mal wieder ein Film-Tipp. „Wallstreet – Geld schläft nicht“, der zweite Teil des Kultfilms aus dem Jahre 1987, wieder mit Michael Douglas als Börsenhai Gordon Gekko. Nun ist der Film in der Neuzeit angekommen, die Finanzkrise beginnt, Unternehmen und Banken geraden ins Wanken. Ist Gordon Gekko nach seinen Jahrelangen Knastaufenthalt geläutert? Seht es euch selber an, das möchte ich hier nicht verraten. Aber während es damals „nur“ um Millionen ging, geht es jetzt nur noch um Milliarden. Und eins zeigt der Film ganz deutlich: „Geld ist eine Hure!“, und die wechselt wie man sieht auch ganz, ganz schnell den Bettnachbarn. Mir selber hat der Film sehr gut gefallen, deshalb gebe ich ihm 5 von 5 Milliarden. Ich möchte auch gerne mal so Schuhe einkaufen gehen, wie Gekko in London, „Passt, packen sie mir 4 Paar davon ein!“ . Übrigens habe ich die Tage wieder mal gemalt. Da ich nun schon mehrfach zu hören bekam, das meine Bilder immer so düster wären, habe ich nun mal ein (hoffentlich) etwas bunteres Bild gemalt. „The yellow brick road“, so nenne ich es einfach. Ab morgen geht es nach Hannover zur IG-BCE Beiratssitzung, und von dort aus geht es direkt wieder ins Ederer-Bergland, wo ich wieder mal als Referent ein paar Betriebsräten die Angst vorm Betriebsverfassungsgesetz nehmen darf, freu mich schon. See you…

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Industrielle Impotenz

Die Debatte(n) über die Zuwanderung von Ausländern, um den kommenden Facharbeitermangel zu entgehen, reißt nicht ab. Interessant hierzu ist das Ergebnis des UN-Weltbevölkerungsbericht, welcher gerade vorgestellt worden ist. Demnach 2010 leben laut UNO derzeit 6,9 Milliarden Menschen auf der Welt. Damit ist Bevölkerungszahl nur im letzten Jahr um knapp 80 Millionen Menschen weiter gewachsen. Wenn nichts Entscheidendes passiert (denkt an meinen Lesetipp im letzten Blog), also etwa mehr Menschen Zugang zu Familienplanung erhalten, dann müssen wir davon ausgehen, dass um 2050 noch einmal 30 Prozent Menschen mehr auf der Welt leben. Mindestens neun Milliarden, wenn nicht mehr. Der stärkste prozentuale Zuwachs ist ganz klar in Afrika zu verzeichnen: Man geht davon aus, dass sich bis zum Jahr 2050 in Afrika südlich der Sahara die Bevölkerung auf gut zwei Milliarden Menschen verdoppelt. Die Armutsspirale wird durch diesen Bevölkerungswachstum noch weiter angeheizt. Ihr fragt euch vielleicht was das mit unserem Facharbeitermangel zu tun hat? Also Uffgepasst: Zugleich schrumpft aber die Bevölkerung in den Industrieländern, allen voran hier in Europa. Die Armut wird den Migrationsdruck in den armen Ländern noch weiter erhöhen. Gerade in Afrika kann man davon ausgehen (aber auch Brandenburg und Meck-Pomm ;-)!!!). Aber zunächst wird es sich meist um Binnenmigration innerhalb eines Landes handeln, also vom Land in die Stadt, wo man sich ein besseres Leben verspricht. Das Thema Megacities wird noch brennender werden. Erst unter Höhergebildeten geht die Migration dann verstärkt nach Deutschland oder nach Europa. Der Bericht geht noch viel weiter und ist noch sehr detailierter, wer sich von Euch dafür interessiert schaut doch mal im Weltbevölkerungsbericht der UNO auf ihrer Website (in engl.) nach. Fakt ist aber zumindest eines, dass nämlich die ganze derzeitige Diskussion(en) um Zuwanderung Ja oder Nein, vollkommen an der Realität vorbei geht (wie eben alles an der Politik derzeit). Denn wenn wir weiterhin ein Hochqualifikationsindustriestandort bleiben wollen, kommen wir um die Zuwanderung qualifizierter Menschen gar nicht mehr herum, und damit ist nicht der Pizzabote um die Ecke gemeint. Die Industrie rechnet mit allein nächstem Jahr, mit über 300.000 neuen Arbeitsplätzen. Wäre natürlich schön wenn wir diese alle mit derzeit Arbeitslosen besetzen könnten. Nur wie realistisch ist dies? Was sagt ihr zu der ganzen Debatte um Zuwanderung einerseits und Qualifizierung von Arbeitslosen andererseits? Aber ich habe einen Prima Filmtipp für euch: „Die Buck-Box, Frühe Filme – Sauber hintereinander wech.“ In dieser DVD-Box, sind alle frühen Filmwerke von Detlef Buck. Neben ein paar mehr oder weniger interessanten Kurzfilmen, sind dort auch die 3 Meisterwerke „Karniggels“, "Erst die Arbeit und Dann?“ und „Wir können auch anders…“ mit Joachim Król und Horst Krause enthalten. Ein spitzen Ost- Westdeutsches Roadmovie über zwei (später 3) Einfaltspinsel welche zeigen, dass man auch ohne Qualifikation manchmal weiter kommt als man denkt (oder manchmal eigentlich möchte). * Wie war eigentlich das Klubbertreffen???

Freitag, 15. Oktober 2010

Durchbruch auf allen Ebenen

Es ist vollbracht, die über 60 Tage (besser „unter Tage“) eingeschlossenen Bergleute in Chile, sind alle wieder zurück ans Tageslicht geholt worden. Glückauf Kumpels, kann ich nur sagen, wenn man nämlich selber im Bergbau arbeitet hat man schon eine etwas andere Sicht auf solch eine Katastrophe. Die Glocke welche die Bergmänner heraufgeholt hat, soll nun Gerüchten zufolge nach Deutschland geholt werden. Warum? Ganz klar! Um die derzeitige Regierungskoalition von CDU /CSU und FDP aus den Umfragewerte-Keller zu holen (Grins)!!! Aber es gab die Tage einen zwar emotional weniger aufregenden Moment, dafür aber technisch gesehen ein absolut anderer Bergmännischen Durchbruch. In der Schweiz ist gerade mit einer Gesamtlänge von 57 Kilometern der längste Tunnel der Welt entstanden. Der Gotthard Tunnel soll dann im Jahre 2017 fertig sein und den Zugverkehr von hier nach Mailand um bis zu 2 ½ Stunden verkürzen können. Tja, wer hat‘s erfunden? Die Schweizer! Und wir schaffen es noch nicht mal Stuttgart zu „unterkellern“! –Jetzt aber bitte nicht ernst nehmen, möchte hier nämlich keine Stuttgart 21 Diskussion anfangen. Aber auch wir haben die Tage einen Durchbruch geschafft. Am Dienstag hatten wir unsere 2. Sitzung der Tarifverhandlung der Kali und Steinsalzindustrie. Das erfolgte Endergebnis kann sich sehen lassen: 3,6% mehr Lohn und Gehalt, eine Einmalzahlung von 300€ und als besonderes Schmankerl eine kleine Zusatzleistung welche nur für Mitglieder der IG-BCE Gültigkeit hat. Aus Gründen der Friedenspflicht darf ich hier im Netz leider nicht genau darauf eingehen, aber die wird in Gewerkschaftskreisen sicherlich noch ganz schnell von sich reden machen, glaubt’s mir. Ich habe die Tage übrigens mal wieder zum Malen benutzt, wie gefällt euch das obige Bild? Habt ihr vielleicht dazu einen Namen? Den Klubb 200 Mitgliedern (innen) wünsche ich übrigens ein schönes Klubberwochenende in Haltern, ich wäre gerne dabei gewesen, aber leider ist dieses Wochenende, das einzige an dem ich mal nichts vorhabe. Und glaubt mir, irgendwann bin auch ich mal froh, wenn ich mal wenigstens ein ganzes Wochenende mit dem A… daheim bleiben kann. Seid mir bitte nicht böse, ich wünsche euch viel Spass und wir sehen uns nächstes Jahr wieder – versprochen!!! Ach, einen Lesetipp habe ich auch noch. "Exit Mundi - Die besten Weltuntergänge" von Maarten Keulemans, schildert so ziehmlich alle Arten von Weltuntergängen auf. Von Meteoriten, Vulkanausbrüchen, Viren, bis hin zu Zombieepedemien, Superunkraut, Roboteraufständen, Alieninvasionen und allen anderen mehr oder weniger realistischen Szenarien. Recht lustige Lektüre, welche zu einem einfachen Fazit kommt: Egal wie die Welt nun untergehen wird, sterben werden wir doch alle! Ich find das Buch interessant, mal was anderes und gebe 5 von 5 Schwarze Löcher! Die Titel ist übrigens etwas Falsch, korrekt müsste es auf Lateinisch heisen "Finis Mundi (Ja ich weiß, ich bin ein Klugscheißer)!
Euer Moggel

Freitag, 8. Oktober 2010

Subjektive Arbeitsplatzsicherung?

Eine erstaunliche Erkenntnis kommt gerade aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Denn entgegen allen Gerüchten und Gefühlen, arbeiten wir im Durchschnitt nicht kürzer bei ein und demselben Arbeitgeber. Sprich wir wechseln trotz allen Unkenrufen, nicht öfters den Job. Von einem Trend zum "Turbo-Arbeitsmarkt" mit häufigen Jobwechseln kann demnach also in Deutschland nicht die Rede sein. Durchschnittlich rund zehn Jahre bleiben Arbeitnehmer in Deutschland beim gleichen Arbeitgeber. Das habe sich trotz Arbeitsmarktreformen und Beschäftigungsunsicherheit in den vergangenen Jahren kaum verändert, berichtet die IAB. Demnach beträgt die durchschnittliche Dauer der Betriebszugehörigkeit 10,8 Jahre. 1992 lag sie bei 10,3 Jahren. Im Zuge der Arbeitsmarktkrise in den ostdeutschen Bundesländern sei die Beschäftigungsdauer in Deutschland im Jahr 1993 zwar vorübergehend auf knapp unter zehn Jahre gesunken. Seit 2001 liege sie aber wieder darüber. "Ein allgemeiner Abwärtstrend ist nicht erkennbar", sagte der IAB-Arbeitsmarktforscher Thomas Rhein. Auch die sogenannte Arbeitskräfte-Fluktuationsrate, die das Verhältnis der Jobeintritte und -austritte zur Beschäftigtenzahl beschreibt, nehme nicht zu. In den vergangenen zehn Jahren habe in Deutschland aber die subjektiv empfundene Sicherheit eines Arbeitsplatzes stark abgenommen. "Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die Beschäftigten durch die Arbeitsmarktreformen verunsichert wurden", erklärt Thomas Rhein. Dazu beigetragen haben könnte auch der starke Anstieg befristeter Stellen: So hat sich der Anteil der befristet Beschäftigten seit 1992 mehr als verdoppelt, er liegt heute bei knapp zehn Prozent. In Großbritannien und Dänemark, die einen stark deregulierten Arbeitsmarkt haben, liegt sie übrigens mit 8,2 und 7,3 Jahren aber deutlich niedriger als in Deutschland. In Frankreich und Italien liege die Dauer mit 11,5 und 11,2 Jahren aber dagegen etwas höher. Und ich habe mich auch mal nach nen neuen Job umgesehen, denn ich bin diese Woche einer Einladung unseres Bundestagsmitglied Michael Roth (SPD) nach Berlin gefolgt. In 3 Tagen gab es eine Marathon durch den Bundestag, Bundesrat, Ministerium für Äußeres, Willy Brandt Stiftung, Jüdisches Museum, und, und, und. Sehr informativ und interessant, ich kann jedem von euch nur empfehlen, sich mal an sein Bundestagsmitglied zu wenden um ebenfalls in diesen politischen Informationsgenuss zu kommen. Michael – Vielen Dank dafür! Bis bald mal wieder – „J“, ich messe dich an deinen Taten!!!

Freitag, 1. Oktober 2010

Die offizielle Anerkennung der Leiharbeit?

Die Stahlbranche hat die Tage einen Tarifabschluss vorgelegt, welcher zwar Branchenbezogen gerade mal 85.000 Mitarbeiter betrifft, aber Signalwirkung für die ganze Republik haben wird. Denn 3,6% mehr Lohn sind zum einen ein deutliches Zeichen, dass die Menschen an der Konjunkturerholung auch wirklich beteiligt werden sollen, als auch das man nun von Seiten der Gewerkschaften, selbstbewusst in Richtung Lohn- und Gehaltsforderung gehen wird. Aber noch etwas zeigt sich nun immer stärker, denn Leiharbeiter sollen in zukünftigen Tarifabschlüssen stärker eingebunden werden. Denn erstmals regelt ein Tarifvertrag auch, dass Leiharbeiter den gleichen Lohn erhalten müssen!!! Die Gewerkschaften wollen damit verhindern, dass die Unternehmen im Aufschwung verstärkt auf Zeitarbeiter zurückgreifen. Facharbeiter verdienen in der Stahlindustrie nach IG Metall-Angaben monatlich rund 2600 Euro brutto, Leiharbeiter etwa 20 Prozent weniger. Wir selber mögen über Leiharbeit denken was wir wollen, eins ist aber Fakt: Eine Beschäftigungsgruppe (um es mal vorsichtig Auszudrücken), welche mittlerweile mehr als 1 Millionen Beschäftigte zu verzeichnen hat, wird nicht mehr so schnell von der Bildfläche verschwinden. Sondern eher ein fester Bestandteil des Arbeitsmarkt bleiben. Denn nach der Tarifeinigung in der Stahlbranche wollen auch andere Gewerkschaften dafür kämpfen, dass Leiharbeiter wie die Stammbelegschaft entlohnt werden. "Ich gehe fest davon aus, dass die Behandlung von Leiharbeitern künftig in Tarifverhandlungen immer Teil der Forderungen sein wird", sagte Ver.di-Vorstandsmitglied Margret Mönig-Raane. Auch der stellvertretende IG-Metall-Chef Detlef Wetzel kündigte an, künftig auch in anderen Branchen für Leiharbeiter zu kämpfen: "Das ist ein ganz, ganz starkes Signal", sagte er über den Stahl-Tarifabschluss. "Wir geben den Anspruch nicht auf, das Prinzip der gleichen Bezahlung durchzusetzen." In der Metall- und Elektroindustrie stehen Tarifverhandlungen erst 2012 an. Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) hat derweil für die kommende Woche zu Warnstreiks in der bayerischen Milchwirtschaft aufgerufen, wo es Betriebe gibt, in denen fast die Hälfte der Belegschaft Leiharbeiter sind!!! Die Aussicht auf Erfolg scheint nicht gering, denn 60% der insgesamt 14.000 Beschäftigten in der Branche gehörten der Gewerkschaft an, so der bayerische NGG-Chef Hans Hartl. Und ich habe mir die Woche ein paar Vertrauensleute unseres Unternehmens ausgeliehen, um sie für ihre Aufgabenbereitschaft zu Schulen. Und es hat mal wieder richtig Spaß gemacht, unseren VL’s eine ganze Woche die richtigen Laufschuhe zu verpassen.