Hinter uns liegt wieder eine wunderbare Woche mit Parteirausschmiss, Kriegsverbrechern, Korruptionsaffären etc., darüber könnte man alleine schon ganze Bücher schreiben, aber vor uns liegt noch was viel spannenderes, was erst jetzt so langsam ins rollen kommt und gerade uns Gewerkschafter die nächsten Wochen beschäftigen wird. Ich verspreche jedem einzelnen von Euch, der Betriebsrat ist oder sonst wie mit Gewerkschaftsarbeit zu tun hat, eine interessante Woche. Ein ganz besonderer Gruß geht hierbei an unsere Kollegen von „ver.di“!
Doch nun der Reihe nach. Ich war gestern Abend (Samstag) auf einer Privaten Jubiläumsfeier eines Arbeitskollegen, welche auch sehr gut besucht war. Neben vielen betrieblichen und kommunalen „Klatsch und Tratsch“, kam dann im laufe der Feierlichkeit an mich die Frage: „Was hältst du denn von Herrn Birske?“ Da ich ja bekennender Sarkast bin, fragte ich erst mal, was denn mit Herrn Bsirske sei. „Ja, der ist doch als ver.di Vorsitzender umsonst mit der Lufthansa geflogen. Und wie kann es sein dass der als Gewerkschafter im Aufsichtsrat der selbigen sitzt?“ Natürlich erst mal alle und zwar wirklich alle drum herum mit dem Kopf genickt und sich über diese Sauerei aufgeregt.
Also blieb mir nichts anderes übrig als meinen Kollegen und Freunden und Bekannten, eine kleine Exkursion über das Thema „Mitbestimmung“ zu vermitteln, welches ich hier mal kurz auch Euch vermitteln möchte:
Warum sitzt denn ein Herr Bsirske im Aufsichtsrat der Lufthansa? Weil die Gewerkschaften nach dem Ende des 2. Weltkriegs, sich massiv für die Mitbestimmung in den Unternehmen stark gemacht haben, siehe Stichwort Montanindustrie (21.Mai 1951 Montan.Mitbest.G), haben wir es in den 50’er und 60’er Jahren geschafft, dass in den Aufsichtsräten der Unternehmen für jeden Vertreter der Arbeitgeberseite auch ein Vertreter der Arbeitnehmerseite sitz. Also das heißt jedem Manager, Werksleiter oder ähnlichen, sitzt ein Betriebsrat oder Gewerkschaftsmitarbeiter gegenüber. Damit soll sichergestellt werden das Unternehmerische Entscheidungen, auch im Sinne der Arbeitnehmer sind und sozialverträglicher geschehen.
Besonders wichtig sind hierbei folgende Eckdaten: 11. Oktober 1952 Änderung des BetrVG, selbiges am 15 Januar 1954, das Mitbestimmungsgesetz vom 04. Mai 1976 und jüngst das Drittelbeteiligungsgesetz vom 18. Mai 2004. Also deswegen sitzt ein Herr Bsirske im Aufsichtsrat der Lufthansa, weil er da hin gehört! Bei uns bei Kali und Salz sitzt übrigens seit diesem Jahr ein Herr Michael Vassiliadis (Kalle hat ja dies Jahr seinen Stuhl geräumt!), kennt bestimmt der ein oder andere von Euch, oder?
Und wenn ein Aufsichtsrat beschließt, dass seine Mitglieder umsonst fliegen können, dann ist das halt so. Schließlich müssen sie diesen Entschluss auch ihren Aktionären gegenüber begründen, bzw. diese haben ja auch das Recht dagegen zu stimmen wenn sie dies wollen. Was man nun Herrn Bsiske wirklich ankreiden kann, ist das es nicht besonders feinfühlig von ihm war, gerade jetzt im Moment in den Urlaub zu fliegen, aber das muss er schließlich selber wissen. Machen wir uns aber nichts vor, wetten das am Montag in der ge“bild“eten Zeitung erst mal was ganz anderes Steht? Also viel Spaß beim erklären Leute!!!
Übrigens hat mich die Tage ein Freund von mir angehalten, dass ich bei den „7 Wundern der DDR“ noch ein achtes vergessen hätte. Nämlich: Wunder 8, obwohl die Regierung immer mit 99,9% wiedergewählt wurde, war sie 1990 auf einmal verschwunden! Joh, recht hatter der gute!
Und ich wähl mich jetzt ab für heute, ich wünsch Euch eine schöne Woche da drausen.
1 Kommentar:
Hallo Ihr Lieben, völlig richtig was Thomas über die historischen Wurzeln und die Berechtigung der Mitbestimmung gesagt hat.
Starke Bauchschmerzen bekomme ich jedoch bei diesem Vorfall aus einem anderen Grund: Primäre Funktion des Aufsichtsrats (übrigens aller Mitglieder)ist es "Aufsicht" über den Vorstand des Unternehmens zu führen. Dies ist detailliert im Aktiengesetz dargelegt.
Ich muss mich daher fragen, mit welchem Engagement denn ein Aufsichtsrat seiner aktienrechtlichen Aufgabe, Kontrolle des Vorstands, nachkommt, wenn ihm der Vorstand solche "Goodies" wie Fernreisen etc. kostenlos zur Verfügung stellt.
Ich gönne dem Kollegen Bsirske seinen Urlaub. Für mich wäre dieser Vorgang allerdings ein wichtiger Grund KEINE Lufthansa Aktien zu erwerben. Denn ein Aufsichtsrat (hier meine ich wieder alle Mitglieder AG und AN)der sich dermaßen vom Vorstand verwöhnen läßt, traue ich nicht zu seiner gesetzlichen Kontrollpflicht zum Wohle des Unternehmes und damit auch der Mitarbeiter, nachzukommen.
Kommentar veröffentlichen