Dienstag, 12. Mai 2009

Wolle Arbeitsstelle kaufen?

Für nur 69 Euro ab nach Indien! Klingt doch toll, für so wenig Geld mal nach Indien fliegen, oder? Nur ist hiermit nicht ein Urlaubsflug gemeint, sondern eine ganze Arbeitsstelle. In Südfrankreich, genauer gesagt in Castres, beim dort ansässigen Textilunternehmen Carreman, hat man dieses „Angebot“ nun einen Teil seiner Mitarbeiter gemacht. Die Firma hat dort rund 90 Mitarbeiter. Ein Mitarbeiter verdient da im Schnitt etwa 1800 Euro im Monat. Doch Carreman hat Probleme. Neun Mitarbeiter sollen entlassen werden. Und da gebe es eben dieses verflixte Gesetz, sagt Firmenchef Francois Morel. Danach müssen Arbeitgeber ihren Mitarbeitern anbieten, an einem anderen Standort weiterbeschäftigt zu werden - auch wenn der in China, Indien oder Papua Neuguinea liegt.

Morel ist das selbst fast ein wenig peinlich: "Unserer Firma geht es sehr schlecht. Und das Gesetz schreibt uns einfach vor, den Mitarbeitern Alternativen anzubieten, wenn wir andere Standorte haben." Viel lieber würde er mit ihnen weiter zusammenarbeiten. Aber was solle er machen: "Wir haben ein Drittel weniger Aufträge - wie sollen wir da überleben?" Wenn die betroffenen Mitarbeiter nicht auf die Versetzung zur Filiale nach Bangalore eingehen, riskieren sie, ihre Abfindung zu verlieren. Deshalb geht die Gewerkschaft CGT auf die Barrikaden. Denn das Versetzungsangebot müsse glaubhaft sein, sagen Gewerkschaftsvertreter - und das sei bei der Sechstagewoche in Indien für insgesamt nicht mal 70 Euro im Monat nicht der Fall. Für 70 Euro in der Stunde, wäre ich allerdings sogar bereit mit dem Fahrrad dahin zu fahren, denn für Geld würde ich sogar arbeiten!!!

Mehrfach schon hatten französische Unternehmer Mitarbeitern statt Entlassung Arbeitsplätze in der Ferne angeboten. Ein Maschinenbauer im Elsass wollte Arbeiter für 110 Euro im Monat in Rumänien weiterbeschäftigen. Aus der Bretagne sollten Angestellte für gut 200 Euro monatlich in die Türkei wechseln.

Juristen streiten jetzt in Frankreich über den Sinn und die Folgen des umstrittenen Gesetzes. Für die Mitarbeiter der Textilfirma Carreman in Südfrankreich zählt aber noch etwas ganz anderes. Sie empfinden die Offerte ihrer Chefs als persönliche Beleidigung. "Ich habe mich so engagiert und gut gearbeitet. Dafür erwarte ich ein Minimum an Anerkennung - sie hätten sich anders verhalten können!", so ein Mitarbeiter der Firma.

Warum ich so ausführlich darüber schreibe ist folgender Grund: Wie ich auch, werdet Ihr doch sicher auch immer von Euren Kollegen „Aufgeklärt“, wie dämlich wir Gewerkschaften hier alle sind und wie schön die Franzosen, doch immer gleich auf die Strasse gehen und sich nichts gefallen lassen. Klärt mal Eure Kollegen darüber auf, das wir doch alles in allen die besseren Sicherungsgesetze haben, weil wir immer erst verhandeln und erst auf die Strasse gehen, wenn uns nichts anderes mehr übrig bleibt und nicht umgekehrt, wie in Viva la France!!!

Aber bleiben wir auch beim Kulturtipp, beim Thema „andere Welten“! Sonntagabend habe ich mir mal wieder einen Kinobesuch gegönnt. Der neue „Star Trek“ lud zum anschauen ein (sorry Lars). Was Regisseur Christopher Nolan mit „Batman begins“ geschafft hat, nämlich einen kompletten Neustart einer etablierten Serie, dass hat nun auch J.J. Abrams mit Star Trek geschafft, für die älteren unter Euch „Raumschiff Enterprise“ Die Produzenten forderten damals beim Thema Neustart der Serie, nur unter der Bedingung, dass der Film mit einem Erdbeben beginnt und sich dann langsam steigert. Das ist Abrams vollkommen gelungen, obwohl ich selber noch nie ein großer Fan von Star Trek war, muss ich sagen einer der unterhaltsamsten SF-Filme der vergangenen Jahre. Super gemacht, geile Effekte und so ganz nebenbei auch ne gute und teils wirklich humorvolle Story. Ich freue mich jedenfalls schon auf einen zweiten Teil, bei dem ebenfalls noch Abrams im Regiestuhl sitzt und gebe den Film 5 von 5 Warps!!!

Bis die Tage.

Beam me up, Scotty…

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wo hast Du eigentlich immer nur die geilen Bilder her...

Nun, zur Aufklärung der Kollegen: der Ruf der Gewerkschaften hat sich ja laut Umfrage der "Zeit" sowieso in letzter Zeit enorm verbessert...
Tja, wen dann Krise ist, besinnen sich viele ja dessen, dass sie Teil einer Gemeinschaft sind, und plötzlich wird das Wort Solidarität wieder ganz nach oben gehängt. Vorher war das ja nur was für Sozialromantiker, linke Zecken und Kommunisten, das Glück (oder besser: der Reichtum) des Einzelnen wog da ja mehr. Frei nach dem Moto: Was geht mich das Unglück der Anderen an...

Der Lüneburger