Freitag, 29. Mai 2009

Zeit ist Geld! …und Zeitarbeit bedeutet Armut!

Die Tage, genauer gesagt am Mittwoch, war ich zum Tagesseminar über die aktuelle Rechtssprechung zu Leiharbeitnehmer im Betrieb. Klingt sehr trocken, war aber hochinteressant. Das man als Leiharbeiter eh nicht zu beneiden ist, war uns ja schon immer klar. Aber wenn man sich dann mal die ganzen Paragraphen zum Thema Leiharbeit, dann mal so einzeln anschaut, kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Wusstet Ihr zum Beispiel, dass eine „Verleiherfirma“, ihren Mitarbeitern in den ersten 6 Wochen, nur eine Entlohnung in höhe des letzten Arbeitslosengeld zu bezahlen brauch? So etwas kann man schon als gesetzlich verordnete Armut bezeichnen.

Aber was ist denn nun eigentlich Zeitarbeit? Nun, Zeitarbeit bezeichnet den Sachverhalt, dass ein Arbeitgeber (Entleiher) Arbeitnehmer einstellt und diese einem Dritten (Entleiher) überlässt, in dessen Betrieb (in der Regel dann unsrer) und nach dessen Weisungen sie Arbeiten. Der Entleiher hat dem Zeitarbeitnehmer gegenüber Weisungsrecht in Bezug auf Art, Ort und Zeit der ausführenden Arbeiten.

Aber mal ein paar nackt Zahlen zum Thema Leiharbeit in der Bundesrepublik:

1967: Legalisierung durch das Bundesverfassungsgericht

1968: 145 Leiharbeitsfirmen in Deutschland

1994: 6910 Leiharbeitsfirmen

2002: 13824 Leiharbeitsfirmen

Ferner: 1993 gab es noch 121000 Zeitarbeitnehmer, 1997 schon 180000 ZA’s und im Jahre 2001 bereits 336000 ZA’s mit insgesamt 929000 Beschäftigungsverhältnissen (2,7 x umgeschlagen) in der bunten Republik! Das sind 7% aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse, bei einer Zeitarbeitsquote von 1,3 %. Die Beschäftigungsverhältnisse werden zu 14% bereits in der ersten Woche beendet, zu 53% während der ersten 3 Monate und gerade mal 36% der Beschäftigungsverhältnisse, dauern länger als 3 Monate. Auch beim Thema Entlohnung sieht es nicht gerade rosig aus: Während ein ZA im Jahre 1980 noch 77,4% des Verdienstes anderer Arbeitnehmer bekam, wahren es im Jahre 1990 nur noch 71,1% und im Jahre 1995 schon nur noch 63,4%. Wie gering die derzeitige Entlohnung ist, von Belohnung lässt sich ja nun wirklich nicht reden, kann ich nicht sagen und ich ahne da einen noch viel stärkeren Rückgang als bisher.

Aber es gibt wenigstens auch eine gute Nachricht, denn zwischen 18 und 30% der Leiharbeiter werden vom Entleiher übernommen, der so genannte Klebeeffekt. Übrigens ist die Zeitarbeitsquote in Frankreich doppelt so hoch wie bei uns und in Großbritannien und Holland sogar 4-mal so hoch!

Kann jedem Betriebsrat nur raten, sich mit seinem Chef an einem Tisch zu setzten und eine Betriebsvereinbarung zum Thema Leiharbeit auszuarbeiten. Wichtigste Eckpunkte währen darin: Eigenbeschäftigung geht vor Leiharbeit, nur zur Erledigung vorübergehender Aufgaben und ganz wichtig: „Vor dem Ausspruch betriebsbedingter Kündigungen, ist jede Fremdleistung durch Fremdfirmenmitarbeiter zu beenden!“

Soviel zur Leiharbeit, könnte zwar noch dutzende Seiten darüber schreiben, aber das soll vorerst einmal reichen, Ihr wisst ja ich stehe immer für Rückfragen zur Verfügung. Außerdem wäre hier ja mal der Gesetzgeber gefordert, aber die haben ja gestern zumindest schon mal beschlossen, dass in Zukunft die Ausbildung in einem Terrorcamp mit bis zu 10 Jahren Gefängnis bestraft werden kann. Somit werden wir ja in Zukunft wohl von „Big Brother“, „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ und ähnlichen üblen TV-Formaten verschont bleiben, oder?

Kommen wir am Ende zu etwas skurrilen: Unsere Eidgenössischen Nachbarn haben unserem Land (ein unverdientes) Wachstum zukommen lassen. Denn den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) ist peinliches Missgeschick geschehen: Das Unternehmen hat mit einer Europakarte auf einer Werbekarte geworben, dabei allerdings ein paar Länder unterschlagen. Polen fehlt auf der Karte ebenso wie Tschechien und viele andere osteuropäische Staaten. Und Deutschland grenzt auf einmal an Russland Schon mehrere Hunderttausend Stück davon sind in den Umlauf gekommen, bis sich jetzt ein Pole das Motiv ein bisschen genauer angeschaute: Zentraleuropa scheint auf dieser Karte fast ausschließlich aus Deutschland zu bestehen. Und auch die Grenzverläufe erinnern pikanterweise an die des Zweiten Weltkrieges (bitte nicht noch mal!).

Der Pole beschwerte sich jedenfalls bei seiner Botschaft in Bern, die prompt reagierte und sich umgehend beim SBB beschwerte. Deren Unternehmenssprecher Roland Binz erklärte, dass es sich bei der Globusabbildung "um einen Wasserball handelt, den man in jedem Geschäft kaufen kann". Die SBB habe also keine falsche Karte verbreitet. Dennoch: Die jahrelang verwendeten Umschläge werden nun aus dem Verkehr gezogen. In einer Pressemitteilung entschuldigte sich das Unternehmen für die Auswahl des Motivs, das "Gespür für die historischen Hintergründe" vermissen lasse.

Doch neben den osteuropäischen Staaten fehlt noch ein ganz anderes Land. Die Schweizerischen Bundesbahnen haben die Schweiz selbst ausgelassen. Passt ja gut zu dem Werbespruch der Schweizerischen Bundesbahnen: "Entdecken Sie die Schweiz".

Soviel für heute, denn wer hat’s gemacht? Die Schweizer!

PS: Vielleicht spielen ja in Zukunft die Rechten statt Pogo-Tanzen nun Wasserball???

1 Kommentar:

Tschenny hat gesagt…

Ui, das ist echt ein wenig daneben mit dem Wasserball. Wobei es lustig ist das die Schweiz selbst fehlt.
Leiarbeit ist bei uns im Monent kein großes Thema da wir, wegen der wirtschaftlich schlechten Zeiten, auf jeden Cent achten vergeben wir, wenn überhaupt, Aufgaben nur Intern.
So ich werde diese Woche also das Bloggen übernehmen.
Viel Spaß, was auch immer dich vom schreiben abhält.
Ach ja das mit dem Radfahren und Impotenz soll im übrigen stimmen :)
Read you.